Informationen zu unserem innovativen Holzgas-Blockheizkraftwerk
Unsere Holzgasanlage
Im Ortenaukreis befinden sich drei Holzgasanlagen, die mit Holzhackschnitzeln betrieben werden. Eine davon ist die im Ramsteinerhof in Fischerbach-Hintertal. Herr Ulrich Müller gilt seit Ende 2009 als Pionier der Stromerzeugung aus Holz.
Statt das Holz lediglich zu verbrennen, werden Strom und Wärme aus den Hackschnitzeln gewonnen. Dabei gilt Holzgas (neben Biogas) als einzige Ressource, die eine ganzjährige Erzeugung von Ökostrom aus Biomasse, insbesondere in Baden-Württemberg und Bayern, möglich macht.
Die Hintertaler Anlage verbraucht rd. 50 kg getrocknete Holzhackschnitzel pro Stunde und erzeugt daraus 60 kWh Ökostrom (EEG-Strom) und 100 kWh Öko-Heizwärme. Die Strom- und Wärmemengen entwickelten sich seit 2010 wie folgt:
Mit den zukünftig pro Jahr erzeugten Strommengen von gut 500.000 kWh lassen sich 150 Haushalte ganzjährig versorgen d. h. dies würde für etwa ein Drittel der Wohnhäuser von Fischerbach mit seinen rd. 1.700 Einwohnern ausreichen.
Die zukünftig erzeugte Wärme, rd. 800.000 kWh p. a., wird in den Ramsteinerhof eingespeist, wo neben den Baulichkeiten eine hauseigene Bäckerei versorgt wird. Die gelieferte Wärme entspricht etwa einer Heizöleinsparung von in Zukunft über 100.000 l p. a. und bis heute bereits einer bilanziellen Einsparung von 500.000 l. Die Überschusswärme, insbesondere im Sommer, dient zur Trocknung des Brennstoffs und damit zur Speicherung von Energie für das Winterhalbjahr.
Die Holzgasanlage im Ramsteinerhof von Ulrich Müller ist ein typisches Bespiel für die sog. Dreifach-KWK:
1. Stromerzeugung aus erneuerbarer Biomasse (so gut wie CO2-frei)
2. Gleichzeitige Strom- und Wärmerzeugung (Kraft-Wärme-Kopplung)
3. Stromerzeugung aus dem Festbrennstoff Holz, nur mit der Holzgastechnik
rentabel.
Hansjörg Pfeifer
Dipl.-Ing., Dipl.-Wirtsch.-lng.,
Umweltgutachter, 17.10.2020
Besonderheiten der Strom- und Wärmeerzeugung aus Holzgas
Holz wird normalerweise nur verheizt und konnte zur Stromerzeugung früher
lediglich in größeren Kraftwerken genutzt werden. Im kleinen Leistungsbereich bieten heute Holzgasanlagen die einzigartige Möglichkeit, Kraft (Strom) und Kraft-Wärme-Kopplungs-Wärme (KWK-Wärme) zu erzeugen, indem das Holz thermochemisch vergast wird.
Die Holzgasanlagen sind ein typisches Beispiel für die vom Erneuerbare- Energien-Gesetz (EEG) hervorgerufene Technologieförderung: Rd. 75 Firmen haben versucht, Holzgasanlagen zu automatisieren und auf den Markt zu bringen. Letztlich sind drei Hersteller – alle kommen aus Bayern – übriggeblieben, die weltweit erfolgreich, d. h. mit Stückzahlen, ihre Produkte verkaufen. Die prominenteste hiervon: Firma Spanner Re² GmbH, 84088 Neufahrn (Niederbayern), im Leistungsbereich zwischen 10 und 70 kW elektrischer Nennleistung (Kombianlagen mit einem Vielfachen davon sind möglich).
Was Innovation bedeutet, kann anhand der Entwicklung der Firma Spanner Re² GmbH verdeutlicht werden: Im Jahr 2005 gab es das EEG bereits fünf Jahre und zahlreiche Kunden standen bereit, um eine vollautomatische Holzgasanlage zu erwerben. Herr Dipl.-Ing. (FH) Thomas Bleul steht für die damalige Entscheidung, das Patent des Erfinders Bernd Joos, Bodnegg, zu erwerben und die Fertigung von Holzgasanlagen in die Hand zu nehmen. Die BHKW-Module wurden damals von der Firma KW Energie GmbH & Co. KG, Freystadt-Retteloh, zugeliefert.
Bei den ersten 24 inländischen und 7 ausländischen Kunden der Firma Spanner Re² GmbH war Ulrich Müller bereits mit von der Partie. Die Firma Spanner war damals auch auf die Erfahrung seiner Pionierkunden angewiesen. Schon heute kann die Entwicklung von Spanner Re², was die Automatisierung und Serienherstellung von Anlagen der Holzgastechnik angeht, als weltweit richtungsweisend bezeichnet werden: Das mit heißen Temperaturen arbeitende Joos-Vergasungsverfahren crackt die Holzteere, so dass das Holzgas auch im abgekühlten Zustand trocken bleibt und keine kondensierenden Rückstände auftreten: denn beim Teer unterscheiden sich die erfolgreichen Holzgasanlagen-Hersteller von den weniger erfolgreichen.
Ulrich Müller hat sich im Jahre 2009 für seinen Ramsteinerhof eine 50 kW Holzgasanlage von Spanner Re² angeschafft. Nach positiven Erfahrungen wurde die freistehende Energiezentrale im Jahr 2020 von 50 auf 70 kW erweitert. Mit der geplanten Erweiterung auf 100 kW wird Ulrich Müller zu einem der großen Betreiber von Holzgasanlagen in Deutschland.